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Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Forschungsschwerpunkte

Digitale Plattformökosysteme

Digitale Plattformen dominieren immer mehr Bereiche unseres Lebens und dringen in mehr und mehr Industrien vor. Anbieter wie Apple und Google im Bereich mobiler Applikationen oder SAP und Salesforce im Bereich der Unternehmenssoftware haben Ökosysteme geschaffen, in denen Drittentwickler unzählige Applikationen anbieten. Aber auch in vielen weiteren Industrien sind digitale Plattformen auf dem Vormarsch: in Bereichen wie Automobilbau, Finanzindustrie, Gesundheitswesen, Landwirtschaft aber auch Entwicklungshilfe und sozialem Engagement verändern digitale Plattformen etablierte Strukturen. Ziel des Forschungsschwerpunkts ist es einerseits Wertschöpfungsprozesse auf Plattformen besser zu verstehen. Dadurch können Plattformbetreiber ihre Plattformen besser steuern (sog. Plattformgovernance). An­der­er­seits sollen die Implikationen der zunehmenden „Plattformisierung“ auf be­ste­hen­de Industrien aber auch auf die Gesell­schaft un­ter­sucht werden.

Arbeit auf Gig Plattformen

In den letzten Jahren hat die Gig Economy die Art und Weise verändert, wie Menschen arbeiten und wächst als Bereich akademischer Untersuchungen. Digitale Plattformen wie Uber, Fiverr oder Mechanical Turk spielen dabei eine große Rolle für Gig Worker. Plattformen unterstützen die Beschäftigten in verschiedener Weise: Sie koordinieren Gig Worker und Leistungsnehmer, unterstützen bei Organisationsaufgaben und ermöglichen Qualitätssicherungsmaßnahmen. Im Arbeitskontext ergeben sich viele interessante Fragestellungen. Eine besondere Herausforderung bei dieser nicht-traditionellen Beschäftigungsform sind die Eigenschaften und die Gestaltung von Karrieren sowie individuelle Herausforderungen und Chancen der Beschäftigten.  

Digitale Arbeitswelten

Im For­schungs­schwer­punkt digitale Arbeitswelten werden die Rahmenbedingungen von IT Arbeit und deren Aus­wir­kungen auf die Mitarbeiter un­ter­sucht. Aktuelle For­schungs­pro­jekte befassen sich mit Komposition von IT Projektteams, der Auswirkung agiler Projektmanagementmethoden auf das Wohlbefinden der IT Arbeitskräfte, das Verständnis und die Aus­wir­kungen von Schock-Events auf das Kündigungsverhalten sowie die Embeddedness von IT Mitarbeitern in ihr Projekt und die Organisation.

Komposition von IT Projektteams

Um komplexe und wissensintensive Aufgaben erfüllen zu können, werden IT-Projekte häufig in Teams durchgeführt. Teamarbeit ermöglicht es, die not­wen­dige vielfältige Expertise verschiedener Personen direkt für die Projektarbeit zu­sam­men­zu­brin­gen. Um dieses Potenzial zu heben, müssen jedoch effiziente und produktive Teamprozesse gefördert sowie negative Tendenzen mitigiert werden. Um das komplexe Zusammenwirken verschiedener Personen in IT-Projekten besser zu verstehen, untersuchen wir strukturelle Teamprozesse und ihre Wirkung auf Teameigenschaften und Ergebnisse. Hierbei berücksichtigen wir die besonderen Eigenschaften in der IT-Arbeit wie wissensintensive Aufgaben, homogene demographische Daten und typische Arbeitspraktiken. Durch ein besseres Verständnis der Teamprozesse können die Grundlagen für produktive Teamarbeit identifiziert und gefördert werden.

Agiles Projektmanagement und Wohlbefinden

IT-Projekte werden zunehmend mittels eines agilen Projektmanagementansatzes gesteuert, dessen Kernelement die im Projekt tätigen Mitarbeiter in den Fokus rückt („valuing people over processes“). Innerhalb des Forschungsprojekts wird die soziotechnische Gestaltung agiler Arbeitswelten sowie die Aus­wir­kungen bspw. für Motivations-, Führungs-, und Steuerungsfragen un­ter­sucht. Praktische Implikationen für die Durchführung agiler Projekte ergeben sich hinsichtlich der Gestaltung neuer Arbeitswelten, Kollaborationsformen und Teams.

Kündigungsverhalten von IT Mitarbeitern

Mitarbeiter sind eine zentrale Ressource in IT Projekten. Die Fluktuation von Mitarbeitern ist im IT Umfeld besonders hoch und stellt somit Projektmanager und IT-Un­ter­neh­men vor große Heraus­forde­rungen. Die Kündigung eines IT-Mitarbeiters ist in zweierlei Hinsicht kritisch. Erstens, da die IT-Industrie eine wissensintensive Industrie mit implizitem Wissen ist, findet durch den Weggang eines Mitarbeiters ein großer Wissensverlust statt, der nicht ohne weiteres durch eine Neueinstellung kompensiert werden kann. Schätzungen gehen davon aus, dass der Weggang eines IT-Mitarbeiters Kosten ein Vielfaches des Jahresgehalts des IT-Mitarbeiters verursacht. Zweitens ist es schwierig aufgrund des Fachkräftemangels einen Ersatz auf dem Ar­beits­markt zu finden. Laut einer Schätzung des Branchenverbands ”bitkom”, sind in Deutsch­land ca. 55.000 IT-Stellen nicht besetzt. Dieser Mangel besteht seit Jahren und die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass dieser trotz steigender Ab­sol­ven­ten- und Studienanfängerzahlen auch in Zukunft bestehen bleibt.  In diesem For­schungs­pro­jekt untersuchen wir den Einfluss von Schock-Events auf das Kündigungsverhalten von IT Mitarbeitern. Einerseits soll ein besseres Verständnis für Schocks in IT Projekten entwickelt werden. Weiterhin sollen die Aus­wir­kungen auf IT Mitarbeiter, d.h. ihr Kündigungsverhalten und ver­schie­de­ne Formen der Embeddness un­ter­sucht werden.

Dienstleistungsinnovationen durch digitale Technologien

Die Erbringung von digitalen Dienstleistungen stellt Un­ter­neh­men von Her­aus­for­de­rung der Individualisierung und soziotechnischen Integration. Der angemessene Einsatz von In­for­ma­ti­onen zur individuellen Anpassung und die Integration von Produkt, Dienstleistung und Software erfordern nutzerzentrische Innovationsmethoden in der Konzeption und Agilität in der Erbringung der Dienstleistungen.

Augmented Reality für flexible Dienstleistungsprozesse

Der Einsatz innovativer Technologien wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) kann Un­ter­neh­men helfen, Dienstleistungen durch Dienstleistungsinnovation zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. AR/VR-Technologien haben durch ihre immersive Art der Informationsdarstellung das Potenzial Mitarbeiter bei der Dienstleistungserbringung gezielt zu unterstützen. Viele Dienstleistungen benötigen intensiven Austausch mit Interessensgruppen wie Kunden oder Partnerunternehmen, um Visualisierungen von Produkten und Abläufen helfen und deren Austausch zu intensivieren.

Da AR/VR-Technologien bislang aufgrund der technologischen Barrieren noch kaum Einzug in den Alltag von Un­ter­neh­men erhalten haben, besteht ein hoher Forschungsbedarf für AR/VR-An­wen­dungen im Dienstleistungskontext. Mithilfe von humanzentrierter For­schung könnten reale Anwendungsfälle identifziert und Pilotiert werden. Dies würde insbesondere kleine und mittlere Un­ter­neh­men (KMUs) unterstützen, welche meist wenig Ressourcen und Fachwissen haben, um ihre Dienstleistungsprozesse zu Smart Services mit AR-Unter­stütz­ung umzugestalten.